Seit ich meinen 126er besitze, freue ich mich jedesmal bei Arbeiten unter der Haube über den Anblick des V8-Aggregats. Doch eine Sache hat mich von Anfang an immer unterschwellig gestört, und zwar der Luftfilterkasten. Nein, nicht weil er mit etwas Phantasie an eine Klobrille erinnert – das lässt sich ignorieren – sondern die asymmetrische Form mit dem einen Ansaugschnorchel auf der rechten Seite. Auch die späteren Kästen mit dem zusätzlichen zwergwüchsigen Schnorchel auf der Fahrerseite wollen mir nicht so recht gefallen.
Ich hab mich daher bald gefragt, ob es nicht möglich ist, ein Luftfiltergehäuse mit zwei symmetrischen Schnorcheln zu bauen, schon allein von den Platzverhältnissen her. Die Recherche ergab, dass wohl AMG bei einigen Modellen den linksseitigen Schnorchel vom alten 6.9er angefügt hat – aus Blech und mit anderem Querschnitt, wo vorn kein Faltenschlauch dranpasst. So ein Gehäuse dürfte ohnehin nicht zu finden sein. Was es offenbar gibt, sind Gehäuse vom 107er mit Kunststoffschnorchel linksseitig, aber auch die sind sehr teuer und selten und nach meiner Ansicht zu wertvoll, um für so einen Versuch geopfert zu werden.
Also blieb nur die Variante, selbst zu versuchen, aus einem rechten Schnorchel einen für links passenden zu formen. Das Ergebnis dieser Bemühungen wollte ich hier zeigen.
Vorausgeschickt sei: Ja, es funktioniert. Um den Spannungsbogen gleich abzusägen, unten schon mal ein Bild vom Endergebnis. Und es passt prinzipiell so gut, dass ich mich frage, warum das früher, wenigstens als die Baureihe in den 90ern häufiger Gegenstand von Tuning wurde, offenbar auch nie gemacht oder ein entsprechendes Teil im Aftermarket gefertigt wurde. Zumindest habe ich nirgendwo ein Bild von so einer Modifikation finden können. Ich schätze, Mercedes selbst hat den kleineren Schnorchel verwendet, da der dickere Schlauch Teilen von Niveauregulierung oder HPF in die Quere kommen könnte. Ich kaufte also das billigste Luftfiltergehäuse, das ebay-Kleinanzeigen hergab, und legte los.
Die Bearbeitungsschritte habe ich im Folgenden in einer Reihe Fotos dokumentiert.
Letztendlich sieht es von oben recht gut aus - genau so hab ich mir das vorgestellt. Auch bei ruckartigem Gasgeben bewegt sich der Motor nicht so weit in seinen Lagern, dass bspw. die Benzinschläuche den Schnorchel berühren. Die Zündkabel drunter haben ähnlich viel Luft wie auf der anderen Seite.
Von unten (also im eingebauten Zustand verdeckt) sieht man die manuelle Bearbeitung. Dahingehend also für Note-1-Autos ungeeignet. In der inneren Krümmung sind deutliche Bearbeitungsspuren oder sogar ein Riss während der Bearbeitung nicht zu vermeiden, da das Material hier am meisten „vergewaltigt“ wird. Man sollte über etwas Erfahrung im Verformen von Kunststoff und Alu verfügen und einige Tage einplanen, denn es dauert doch länger als gedacht mit dem stetigen Prüfen der Form im Motorraum und der Nacharbeit der Oberfläche. Sollte das also jemand selbst versuchen wollen, kann ich nunmehr gern schlaue Ratschläge geben.
Ach ja, fast vergessen, der Wagen hat jetzt natürlich mindestens 40PS mehr, keine Frage…
(Falls wer braucht, ich hätte hier zufällig ein nacktes Gehäuse ohne Schnorchel übrig...)
Gruß, Ludwig