Hallo Zusammen,
jetzt ist das Thema zwar schon eine Weile abgeschlossen, aber ich bin erst heute darauf gestoßen und freue mich über die vielen wertvollen Tips. Mein Coupe hat das Problem auch. Das mit dem Bremsen und dem Lenkungsdämpfer werde ich bald mal probieren.
Ich möchte es aber nicht versäumen noch ein paar Klugscheißereien bezüglich der Hintergründe zum besten zu geben.
1. Die Reifen:
Oft ist es ja bei unseren Wägelchen so, daß die das ganze Winterhalbjahr auf der Stelle stehen. Dann bilden sich heftige Standplatten, die sich teilweise auch nicht mehr richtig rausfahren lassen. Dann hilft nur neu auswuchten. Man kann, wenn der Wagen so lange steht, auch die oben erwähnten Reifenschuhe verwenden. Was auf jeden Fall hilft ist ein möglichst hoher Reifendruck (Max steht auf dem Reifen drauf. sind meist so 4bar). Dann bilden sich die Standplatten nicht mehr so stark aus. Wenn dann noch bei der Inbetriebnahme der Reifendruck erst mal auf ca. 1,5-1,8bar abgesenkt wird !!!Vorsicht nicht schneller als 100km/h und keine schnellen Kurve und schon gar keine Bordsteine und dann auch gleich wieder richtig stellen 2,4vo und ca. 2,8bar hinten!!!, dann bestehen gute Chancen daß die Standplatten wieder verschwinden. ansonsten hilft, wie gesagt, nur auswuchten. Was auch hilft sind Sandsäcke auf denen der Wagen im Winter stehen kann. Dann verteilt sich das Gewicht auch großflächig. Hier aufpassen daß er nicht runterrollt.
2. Die Räder:
Zentriert werden die Räder einmal über die Radnabe (ist eine sogn. Übergangspassung mit ein wenig Spiel) und über die Konusse (oder heißt das Konen??) der Radschrauben. Das Anzugsmoment ist 110Nm und sollte eingehalten werden. Wichtig ist beim anziehen, daß die Räder nicht auf dem Boden stehen, da sich dadurch Seitenkräfte ergeben, die eine gleichmäßige Anliegekraft an der Nabe verhindern. Über Kreuz anziehen fördert auch die Gleichmäßigkeit der Anliegekraft.
Bei älteren Rädern die schon häufiger de- und montiert wurden, kann es vorkommen, daß die Zentrierung über die Nabe nicht mehr gewährleistet ist. Gerade bei den Alurädern kann das vorkommen, zumal die Passung erst auf den letzten mm so richtig sitzt. Dann hilft nur noch das Finishing der Räder am Fz. Dabei wird der Wagen auf sogn. Messböcke gestellt. Die kommen unter den Radträger. Dann wird mit dem Wuchtgerät das Rad am Fz. beschleunigt. Der Messbock misst die Unwucht und gibt sie ans Wuchtgerät weiter. Zeigt auch an wo die Unwucht sitzt so daß dann dort das Ausgleichsgewicht geklebt werden kann. so kommt man dann unter die oben genannten 5g Restunwucht.
Hinweis: ausgewuchtet werden kann nur die erste Radordnung. Also die Unwucht. Höhere Radordnungen die z.B. durch Überlappungen in der Karkasse kommen können treten dann ja mindestens 2x pro Umdrehung auf und können nur auf speziell dafür hergestellten Flachbahnprüfständen gemessen werden. Kann auch normalerweise keine Werkstatt. Sollten aber bei unseren Reifendimensionen und bei Qualitätsreifen (keine China No- Name) nicht auftreten.
3. Die Bremsen:
Hatte ich selber noch gar nicht auf dem Plan. Ist aber plausibel. Jede Bremsscheibe hat einen kleinen Seitenschlag. Das heißt sie eiert etwas. Das braucht es auch schon, damit sich die Bremsbeläge nach dem lösen der Bremse wieder von der Scheibe entfernen. Der rechteckige Dichtring stellt zwar den Kolben frei, hat aber keinen Einfluß auf die Beläge. Wenn sich jetzt im Schacht einiges an Bremsstaub angesammelt hat, kann es sein, saß die Beläge immer noch etwas anliegen, was zu Vibrationen führen kann. also schön sauber machen und den Kolben gängig halten.
4. Der Lenkungsdämpfer:
Jetzt wirds etwas kompliziert. Denn jetzt kommen die Fachbegriffe aus der Welt der Fahrwerkstechnik.
Da gibt es das Zittern: Das wird durch oben erwähnte Radordnung angeregt. Die Unwucht läuft radial um und wird mit der Geschwindigkeit zum Quadrat größer. Trifft die Unwucht auf eine Achsresonanz dann wird die jeweilige Achse sehr stark angeregt. Deshalb steigen auch die Vibrationen nicht einfach mit der Geschwindigkeit an sondern haben Maxima und Minima. Die Frequenzlage der Achsresonanz hängt in vertikaler Richtung vom Stoßdämpfer und in Längsrichtung von den Lagersteifigkeiten ab. Ebenfalls sehr wichtig ist natürlich die Flankensteifgkeit der Reifen und somit der Luftdruck. Erschwerend kommt noch hinzu, daß im Fahrbetrieb, sich die Unwuchten links und rechts ungleich verteilen. Das merkt man besonders bei langezogenen Autobahnkurven. Hier haben ja das kurvenäußere- und das kurveninnere Rad unterschiedliche Drehzahlen, so daß sich die Unwuchten gegeneinander bewegen. Das führt einmal zu einer Verstärkung der Vibration (gleichsinnig umlaufende Unwucht) oder zu einer Verminderung (gegenphasig).
Nun ja ich glaube ich verzettele mich. Jedenfalls ist es so, daß der Lenkungsdämpfer damit nix zu tun hat, da sich beim Zittern die Vibrationen am Lenkrad vor allem in Längs und Hochrichtung auswirken (im Fahrzeugkoordinatensystem x,y,z,).
Jetzt haben die Räder aber immer auch noch eine seitlich wirkende Unwuchtkomonente (wird auch durch den Seitenschlag der Bremsen ausgelöst s.O.) Die Führt dazu daß das Rad etwas taumelt, was zu Kräften in Richtung des Lenkspurhebels führt und sich als Lenkraddrehschwingungen am Lenkrad ausbildet. Das nennt man dann Shimmy (das war in den 1930 Jahren ein Tanz bei dem die Damen Ihre Hüften in ähnlicher weise geschwungen haben. Aber das war vor meiner Zeit...). Hier hilft der Lenkungsdämpfer indem er hydraulisch diese Drehschwingungen bedämpft. Um zu testen ob er noch ausreichend funktioniert einfach mal ausbauen und fahren (aber Vorsicht!!!) wirds nicht mehr schlechter ist er wahrscheinlich defekt.
5. Die Motorlager:
Unser 126 hat neben den Elastomerlagern noch zusätzlich parallelgeschaltete sogn. Stuckerdämpfer. Die braucht man um die horizontale Starrkörperresonanz des Motors zu bedämpfen. Sind die kaputt, vibriert der Vorderwagen stark mit 9-10hz bei entsprechender Anregung von der Straße. auf richtig glatten Straßen merkt man nix. Angeregt wird der Motor natürlich auch von der Radunwucht (vertikale Radresonanz).
Subjektiv kann man das gut auseinander halten. Anregungen von der Straße sind nomalerweise unregelmäßig die vom Rad regelmäßig mit der Raddrehzahl, also der Geschwindigkeit, ansteigend. Am besten mal mit einem modernen Fz. auf einer passenden Strecke ausprobieren.
Übrigens:Wenn die Motorlager (Elastomer) alt werden härten sie aus. Dann merkt man mehr Vibrationen vom Motor (er hört sich auch lauter an) aber das Stuckern und wird besser, da der Motor nicht mehr so viel Weg macht. Das gleiche gilt auch für die Achslager.
So das wars. Viel Spaß beim erproben.
frank500
