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Off Topic

12.10.18 10:31

Thema: Ze Fooß no Kölle jonn...?...

Ein feiner Tag. Geheime Maßnahmen der Familie, ein Geburtstagskind zu überraschen.
Was aber macht der? Macht sich dünne...

War ein sehr erfolgreicher Indieweltkomm-Tag. 450 km unterwegs gewesen, anlässlich des auch recht erfreulichen Anlasses, dass der edle Bordeaux des Jahres 2016 nun im Dunstkreis des Kölner Domes nach der Arrivage verfügbar war.

Ich konnte bei der Abholerei zwei ururalte Freunde, die ich schon 54 Jahre kenne (unsere Papas hatten im schönen Essen-Schönebeck nebeneinander gebaut), mal wieder zusammenbringen.

Alles im feinen Reisebenzomaten 420 SE 3.0 D Dieselumbau, der es nun neuerdings für unter 8 Liter tut - eine veritable S-Klasse mit Velours und Klimaautomatik! Dann sitzt du im einst feinsten Auto der Erde, nun so ein richtiger Dieselstinker, aber ohne Feinstaub, Brocken Kohle wirft er auf des Schäubles oder unser aller löcherigen Asphalt, doch keiner kann dir was, weil du ein "historisches Automobil" kulturerhaltend spazierenfährst, alles mit dem H-Kennzeichen für nur 192 EU Steuern geschieht, und du kriegst das Grinsen einfach nicht mehr aus den Mundwinkeln rausgewischt. Kann ja nicht sein, dass nur die Rheinschiffer in die Kölner Luft die Dieselabgase unermüdlich ungehindert reinschiffen... Da wollte ich doch auch mal.  

Kleine Nebensächlichkeiten eines feinen Tages: Da reist du an, von Viersen kommend mit dem einen Freund gen Bergisch Gladbach... wo der Weinfreund auf meinem Wein noch hockt... Und das blöde Navi lotst einen bis ganz rein nach Köln, auf die Innere Kanalstraße Richtung Zoobrücke,... und hierbei hast du auf der A57 25 Kilometer lang !! das Domprofil im Bilde.

De Uussicht op drrr Dom...

Heeerrlich. In Paris haben sie die Grande Axe, den Blick von La Defense auf das Tuilerien-Schloss und den Louvre. Aber hiergegen kannst Paris beinahe vergessen. Einfach nur über den Dächern der Millionenstadt die Zinnen des 800 Jahre jungen Domes.

Friedlich summt der Sexy Linda unter der Haube. Immer schön mitschwimmen, 110, 120. Sanft, kommod. Die Lücken mitte und links nutzen, um die Trucks zu passieren.

Der Freund hatte meine Kopie der schwarzen CD bekommen, wo der leider viel zu früh gegangene Bart van Oort seine begnadeten Umarbeitungen der Nocturnes von Chopin einspielte. Auch er, der Freund, Rock-Kenner, Analog-Hifi-Fex und Guitarrero mit der Fender Stratocaster, mochte überraschend mal diese 180 Jahre alte Klavier-Musik, original eingespielt auf einem dieser wunderfeinen klöckerigen Hammerflügel von Pleyel.

Dieses Instrument von 1842. Exakt aus der Hochphase von Chopins Schaffen, das ich auch mal spielen durfte. Zweimal mittlerweile. Einmal den Eigner genau dieses Klavieres auf der CD in Enschede überfallen... Auf den Hof und geklingelt. Kein Telefonat vorher. ... Er hatte Zeit und Gnade mit mir.

Am Klavier vielleicht auf immer die feinste Dreiviertelstunde meines Lebens.

Denn er hat den Pleyel von 1829, die Maschine, die sich Chopin bei seiner Ankunft in Paris 1831 ausguckte. Und er hat den späten Pleyel-Konzertflügel von 1842. Zum Dritten auch die Konkurrenzkiste von Erard, einen 1836er Konzertflügel. Ich hatte sie dann alle. Durfte alle drei spielen.

Traum.

Mein Freund konnte es nachempfinden. Konnte von den Fendern und anderen Ikonen der Gitarren Vergleichbares erzählen. Die Erfüllung von Träumen. Musik machen auf den in jahrelangem Herantasten herausgefundenen Spitzen-Maschinen.

So, wie wir in einer Spitzenmaschine der Automobilbauerkunst saßen. In einer S-Klasse, die mal das Beste Automobil der Erde war.

Dieselskandal? In ferner Zukunft, das Böse. Hier das Gute, Alte.

Pleyel. Konzertflügel... Zum Anderen in Südengland mal ein ein Jahr jüngeres Exemplar bei einem mittlerweile stocktauben Fortepianisten gespielt, der Spass hat mit jungen und jung gebliebenen Menschen. Der seine Taubheit mit dem typisch britischen Humor der Selbstironie nimmt. Achselnzucken, er habe das Schicksal Beethovens. Das sei doch voll in Ordnung für ihn, die Musik habe er im Kopf. Und er kann immer noch, auch hoch in den 80ern, herausragend spielen, auch wenn er sein Spiel nicht mehr hört. Die Imagination kann es ersetzen. Die Musik ist längst gespeichert. Was würde ich geben dafür, könnte ich das so wie er... Als ich gespielt hatte, fragten er und seine Dame mich, wie ich das Instrument fände. Ich war sprachlos, wie herrlich der Flügel in Schuss war. Dieser feine Sound, dieses ungemeine Feuer. Ich sagte ihnen, ich werde diese Stunde bei ihnen auf immer in meinem Herzen bewahren. Wir bleiben in Kontakt. Ich muss im nächsten Jahr dort in ihrem kleinen Konzertsaal ein Seminar machen, Entwicklung der Klavierbautechnik, Hammerflügel. Zu meiner verfügung: ein Broadwood von 1801. Einer der allerersten Flügel mit einer inneren Eisenverstärkung. Ein Erard von 1866. Und eben dieser absolut wundervolle Pleyel von 1843. Wenn ich ihn erben düfte...

Über all das redeten wir, mit der feinsten Klaviermusik der Erde im Velours-Konzertsaal.

So summt vorn fast unmerklich wohlig der olle Diesel. Vor unserer Nase fast eine halbe Stunde lang der uralte Dom, die zwei markanten Türme, Wahrzeichen der letzten Römer außerhalb Roms.

Sie singen dort einmal im Jahr: isch möhd ze Fuß no Kölle jonn.

Äwwer isch möht nit so jähn ze Fuß no Kölle jonn...

Warum auch? Wozu hat Karl Benz den Benz erfunden... OK.. Vielleicht laufen, um den Genuss des Anblicks noch mehr zu verlängern? ok, ok...

Den Wein abgeholt in Bergisch Gladbach. Schick am waldigen Rande des Bergischen, wo die aulden Jungs, die in der Chemie beim Kalli Calmund, Bayer Leverkusen malochten, ihre alten Tage genießen. Wir störten den Weinfreund beim Mittagessen. In keinen zwei Minuten war er erlöst, wir wieder weg, wir reden nächstes Mal.

Die drittel Runde um Köln. Heran an das größte Loch Europas, den Hambacher Forst, zum anderen Freund. Deren neues Haus ca. im Jahre 2040 oder 45 abgerissen würde, wenn wir schon alle uns die Blömscher von unten begucken. Jetzt aber Stop des Löcherbuddelns, und er, Lehrer, um drei Uhr Stop der Tagesarbeit. Ich hatte mich angekündigt. Wein.

Lehrer - morgens haben sie recht, mittags frei. Noch einen Tag vor den Ferien, Andalusien. Wir bei ihm auf der Terrasse, den Wein in seinem Keller verbuddelt, und geredet. Nach langen (sechs?) Jahren wieder alle drei Nachbarjungs zusammen. Klasse war's. Sonst treffen wir uns zu zwei, zu zwei Paaren, mal hier, mal da, nie aber alle zusammen.

Dann wieder in den Benzomaten, ab gen Heimaten. Zurück über die A61 nach Viersen, am nagelneuen Autobahnkreuz von Jackerath auch noch böse verfahren wegen LKW-Driverpennern, ein Brite mit Rennpferden und dem Gehabe des palästinensischen Taxidrivers in Beirut... Keine zwei Zentimeter waren da die Rechteck-Aufbauten des Pferdetransporters und des rumänischen Kühltransporters beim brutalen Reinquetschen vor einer Baustelle auseinander, ich hatte es schon quietschen gesehen... Und hierbei die falsche Abfahrt gepeilt.

Dann ich allein über die A40 ab in den Pott.

Als ich heimkam, war die Familie schon auf mich Waffeln futtern gewesen. Der böse Hausherr hatte sich ja dünne gemacht.

Hintergrund? Rentner haben nie Zeit. Dieser Donnerstag war der einzige Tag, an dem Weinabholen und Freunde-Zusammenstecken möglich war.

Ich habe sie noch mit Spiegeleiern auf Brot bekocht, alles ward gut.

Auf der Auffahrt knisterte es noch ein wenig. Der Ölmotor. Feine Tagesarbeit.
Kein Zick, kein Muck, einfach nur klasse.
Unterwegs 408.000 km gequert.
Den Motor musst du mit dem Vorschlaghammer..., dass der mal außer der Reihe stehenbliebe.
Auf die nächsten 92.000 km.

Gelegentlich in Köln den Wein holen.
Aber doch nicht zu Fuß...
Freunde besuchen.

<retracted into lurk mode>



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.10.18 10:46.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Ze Fooß no Kölle jonn...?...

BerndB 583 12.10.18 10:31

Re: Ze Fooß no Kölle jonn...?...

Audist 324 12.10.18 14:51

Re: Ze Fooß no Kölle jonn...?...

BerndB 278 12.10.18 18:35

Wie gut, dass hier Off Topic ist....

c70 T5 275 12.10.18 20:37



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