Es war einmal ein grauer Tag an einem geheimgehaltenen Ort in der Nähe von Frankfurt am Main.
Eine Gruppe aus 21 Vorstandsmitgliedern, gefahren in 14 Limousinen und einem Coupé der Mercedes S-Klasse Baureihe W126, taten sich auf zu einem konstruktiven Meeting, um der deutschen Bankenlandschaft neues Leben einzuhauchen.
Viel zu spät hatte man die Hebel der Macht herumgerissen. Man dachte offenbar, der späte Wurm entkommt dem frühen Vogel. Falsch gedacht. Dies sollte sich mit der neuen Führungsriege nun ändern.
Investition in Beverage. Inbev statt Rüstung oder Kohle, daran arbeitete die illustre Runde schon intensiv am ersten Abend. Aber auch kleinere Craft-Brauereien kamen zum Zuge. Hochprozentige Geldanlage, um angeschlagenen Banken den Fortbestand zu sichern.
Denn Realität ist nur eine Illusion, die durch Mangel an Alkohol hervorgerufen wird.
Um Details auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen, wurden die Fahrzeuge speziell präpariert. Zur Vermeidung eines Lauschangriffs wurden von hochqualifizierten Technikern spezielle Hörner angebracht, um eventuell angebrachte Mikrofone in jedem Fall zuverlässig zu übertönen.
Nach dem üblichen Austausch von Betriebsvermögen in Form von Goldbarren und sonstigen Peanuts (Gegenstände optisch ähnlich Terrakotta-Töpfen) die sowieso nur noch mit einem Euro in den Büchern stehen, konnte es losgehen. Man erinnerte sich an Zeiten, als Mitarbeiter zu Zeiten der Finanzkrise in Pappkartons ihre Sachen aus der Bank trugen. Sonst wird ja nur reingesteckt. Steuergeld, zum Beispiel.
Mit einer kardanischen Deckenleuchte, der obligatorischen Leselampe sowie einem überdurchschnittlichem Vorrat an alkoholischen Kaltgetränken aus der werksseitigen Engel-Kühlbox lässt sich der Aktienkurs so eines ehemaligen deutschen Vorzeige-Geldinstituts doch gleich viel besser ertragen.
Gerne mit seidigem Reihensechzylinder oder bulligem V8. Eben
Leistung aus Leidenschaft.
Der Stresstest am Arbeitsplatz muss schließlich nicht im Fahrzeug weitergehen.
Die Kolonne erreichte schließlich pünktlich die Konzernzentrale und wurde aus Sicherheitsgründen sogar vom Luftraum aus überwacht.
So oder so ähnlich muss es in den Tiefgaragen von Lieferanten, Kunden und Banken Anfang der 90er ausgesehen haben. Freitagabends zum Kartellmeeting. Die Älteren erinnerten sich:
Mit Einbruch der Dunkelheit pendelte sich auch die Niveau-Absenkung mit gesteuerter Alkohol-Dämpfung (Code 215) auf einem extrem erträglichen Maß ein.
Nachdem die Nachricht (im Pool war - derzeit - noch kein Fahrzeug mit einem AEG Roadfax verfügbar) über einen technischen Defekt eines Fahrzeuges aus dem Konzernpool eintrudelte...
...lässt sich nur noch konstantieren: der (Aktien-)Kurs ist verbrannt. Dem, der den Schaden hat, sei gesagt: die Kurse erholen sich (meist) auch wieder. Man braucht nur die richtigen Leute dafür.
In diesem Sinne: Prosit und bis zum nächsten Mal!
Hinweis: es handelt sich bei obigem Text um Satire, angereichert mit praktischen Erfahrungen. Was davon Praxis und was Satire ist, wird der eigenen Phantasie überlassen.
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3-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.09.20 23:37.