...man gewöhnt sich schließlich an alles.
Allerdings mag ich mich nicht an die qualvoll sterbenden Tiere gewöhnen.
So "harmlos" das global auf längere Zeit sein mag (der Planet überlebt uns irgendwann sowieso, Morbus homo sapiens geht ja vorbei) so grausam finde ich es persönlich trotzdem.
Das absurde i-tüpfelchen ist dann noch, daß der (zu PR Zwecken?) gechasste BP Chef auch noch 14 Mio Abfindung erhält.
Gruß
Stefan
P.S: Passende Worte auch vom...
Quote
Tageschaukommentar
Und wieder heißt es "Drill baby, drill!"
Von Ralph Sina, WDR-Hörfunkstudio Washington
Schlimmer hätte es nicht kommen können: Die Fiktion der schönen, wiedergeborenen Welt am Golf von Mexiko ist die eigentliche Katastrophe einer Geschichte namens "Deepwater Horizon". Aus einem Bohrloch sprudeln monatelang lang knapp 800 Millionen Liter Öl ins Meer - doch nach 107 Tagen ist der Spuk scheinbar vorbei, als wäre fast nichts geschehen: Das Loch ist endlich verstopft. Die endgültigen Versiegelungen laufen. Und das Öl hat sich zum größten Teil wie von Zauberhand verflüchtigt...
Mutter Natur und Vater Obama haben scheinbar ganze Arbeit geleistet: Bakterien, Ölabsaugschiffe und Ölabfackelexperten waren erfolgreich. Die größte Ölkatastrophe der Welt - jedenfalls zu Friedenzeiten - löst sich in Wohlgefallen auf. Und das ist der eigentliche Gau, eine Katastrophe noch viel schlimmer als die ölverschmierten Strände, die tausenden ölertränkten Pelikane und Wasserschildkröten und die zehntausenden ratlosen Fischer.
Ölmilliarden sollen wieder sprudeln
Die Ölindustrie wird das Kapitel "Deepwater Horizon" als ein Kapitel harter, aber notwendiger Lern-Erfahrungen verbuchen. Die Obama-Regierung wird beteuern , dass sie dank der Bohrlochkatastrophe ab sofort die härteste, unbestechlichste und am besten gerüstete Ölaufsichtsbehörde der Welt hat. Und dass die Zeiten der Kumpanei mit BP, Exxon, Chevron & Co für immer der Vergangenheit angehören. Der US-Präsident wird zu seinem Glaubensbekenntnis zurückkehren, das er bereits kurz vor der Explosion der "Deepwater Horizon" ablegte: Ölbohrungen in der Tiefsee seien in absehbarer Zukunft ein notwendiges Übel.
Schon jetzt, wenige Stunden nach den BP-Erfolgsmeldungen über die Schlamm-Verpropfung des Bohrloch-Ausganges, erwägen der US-Innenminister und seine so genannte Ölaufsichtsbehörde, den Stopp für 33 Tiefseebohrungen am Golf von Mexiko wieder aufzuheben. Öl, Profite und Steuereinnahmen sollen wieder sprudeln. Möglichst bald, möglichst schnell, heißt die Devise der US-Regierung.
Ölkatastrophe schon zu den Akten gelegt
Obamas Oval-Office-Rede an die Nation, in der er ein grundsätzliches Umdenken des ölgierigen Amerika anmahnte - vergessen. Ein Stück präsidialer Folklore zu Krisenzeiten, längst ein You-Tube-Clip der Vergangenheit.
Sogar mit den Terroranschlägen des 11. September 2001 hatte der US-Präsident den 20. April 2010 verglichen - den Tag, an dem die Ölplattform "Deepwater Horizon" explodierte, elf Arbeiter verbrannten oder ertranken und sich das Rohöl zum ersten Mal ins Meer ergoss. Die größte Krise als größte Chance, die Weichen neu zu stellen, sagte Obama in der Hochphase der Ölpest. Aber auch das ein längst vergessener rhetorischer Kunstgriff seiner Redenschreiber.
Nette Bilder für Jahresrückblicke - mehr nicht
Amerika und die Welt werden die Ölkatastrophe am Golf von Mexiko schon bald zu den Akten legen. Ein Fall für die Jahresrückblicke auf 2010, ein paar drastische Bilder ölverschmierter Tiere - mehr wird nicht bleiben. Die Republikaner werden darauf verweisen, dass auch die angeblich größten Katastrophen letztlich zu managen sind. Dass die Medien maßlos übertrieben haben. Und dass die ausgelaufenen Ölmenge ohnehin nicht mehr betrug als umgerechnet ein halbes Schnapsglas in einem öffentlichen Schwimmbecken. "Drill baby, drill", "lasst uns nach Öl bohren", lautet ab sofort wieder Amerikas stumpfsinnige Parole.