Hallo Vogt und alle anderen
genau diese Aussage trifft es. Wenn es ums Geld geht, leben wir in einer Demokratur.
Für die, die diesen Begriff nicht kennen (steht so auch nicht im Duden), das ist die Zusammensetzung aus Demokratie und Diktatur.
Also eine Diktatur, in der es heißt, man könne sich ja einbringen, aber weder das noch das Wählen an sich verändert irgendetwas.
Es wird immer mehr bestimmt, was dem Staat Geld bringt, welches aber irgendwo versickert und nicht da hin kommt, wo es am dringendsten gebraucht wird.
Wir zahlen Rekordsteuern, es funktioniert aber immer weniger bei uns. Woher kommt das?
Ein weiteres Beispiel als der bereits erwähnte Blödsinn ist, dass weder die BRD noch irgendein Bundesland es hin bekommt, eine Vorsorge zu treffen, was den Nachwuchs der Beamten anbelangt.
Stattdessen werden bei den Lehrern beispielsweise en Masse Gymnasiallehrer ausgebildet, die dann hinterher mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen, was Stellen angeht.
Trotzdem gibt es keinen NC bei fast allen Fächerkombinationen, die nicht gefragt sind. (Wäre ja eine Möglichkeit das zu steuern)
Dann wird dem Gymnasiallehrer unverhältnismäßig mehr gezahlt, bei weniger Stunden als einem Mittelschullehrer - warum? Die Verantwortung ist mindestens die gleiche.
Ich denke es macht für die Gesellschaft mehr aus, ob jemand überhaupt arbeitet und dann der nächsten Generation mitgibt, dass sich das lohnt, als ob ein Gymnasiast 5 Schüler mehr oder weniger in der Klasse hat.
Denn wer nichts lernt und kein Interesse hat, ist für den Arbeitsmarkt auch nicht interessant. So viel zur Mittelschule.
Ich kann und will nicht verstehen, warum dort solche Differenzen sind zwischen den Gehältern, aber da ist noch nicht genug - der Mittelschullehrer muss auch 3 Wochenstunden mehr Unterrichten und hat noch wesentlich mehr Verpflichtungen drum herum.
Und jetzt kommt es: Es gibt so wenig Mittelschullehrer, dass die händeringend gesucht werden.
Hierfür gibt es dann in Bayern (auch in anderen Bundesländern) einen so genannten Quereinstieg. Hier können vor allem auch Gymnasiallehrer, die im Normalfall 2 Fächer studiert haben, zum vollen Mittelschullehrergehalt einsteigen und direkt loslegen.
Klingt gut? - Ist es aber nicht in dieser Form.
Es geht bei der Bewerbung um diesen Quereinstieg los: Man muss eine (bewilligte) Kündigung oder eine Erklärung vom Arbeitgeber vorlegen, dass man zum Schulbeginn definitiv aus dem Arbeitsverhältnis entlassen wird, sonst kann man daran nicht teilnehmen.
Jeder der in der Wirtschaft arbeitet (und wenn ein Lehrer an einer Privatschule arbeitet ist das nichts anderes), weiß, dass letzteres einer Kündigung gleich kommt.
Das ist indiskutabel und meiner Meinung nach an der Grenze zur Sittenwidrigkeit so etwas zu fordern - aber der Statt tut das....
Weiter geht es damit, dass dann nicht einmal in den ersten Monaten der Lohn korrekt überwiesen wird.
Zudem wird der Mitarbeiter nicht wirklich eingearbeitet, denn es bestehen durchaus große Unterschiede zwischen den Schulformen Grundschule, Mittelschule, Realschule und Gymnasium. Nicht umsonst gibt es jeweils eine eigene Schulordnung.
Nein der neue Mitarbeiter wird ins kalte Wasser geworfen und kann nur durch das Wissen seiner Kollegen mehr oder weniger überleben. Da wäre eine Broschüre oder irgendetwas vom Ministerium gut, was einem wenigstens das Minimum wie Fristen und so weiter beschreibt, aber nein da gibt es nichts.
Für die Einrichtung des Klassenzimmers muss der Lehrer selbst blechen, also alles was über ein Pult,Tafel, Tische und Stühle hinausgeht, wird über die Lehrkraft finanziert.
Gelder für Bücher, Ausflüge etc. werden von der Lehrkraft vorgestreckt, das heißt die Lehrkraft zahlt und kann dem Geld ewig hinterherlaufen. Die Refinanzierung über das Arbeitsamt (Eltern Erwerbslos -> Hartz IV) funktioniert dafür aber recht gut.
Dazu kommt noch, dass die Lehrer nach dem Quereinstieg gerne mal 150 km vom Wohnort (mit Eigentum!) versetzt eingesetzt werden. So hält man sich keine Mitarbeiter warm.....
Es ist ja auch logisch, dass die Leute mit Abitur Gymnasiallehramt studieren, wenn es dort mehr Geld gibt und das auch die bekannte Schulart ist. Mit Mittelschulen kommen Abiturienten nicht wirklich in Kontakt.
Dann gibt es meistens noch die Entscheidung: Mag ich Kinder - ja? Dann mach ich aus Liebe zu Kindern Grundschullehramt. Wenn nein, dann bleibt nur Gymnasium oder eben Realschule, weil diese Schulart noch am ehesten dem Gymnasium ähnelt und man dort auch noch mehr verdient als in Grund- oder Mittelschule.
So und dieses stümperhafte Verhalten unseres Staates wird noch getoppt davon, dass ja die Geburtenraten erfasst werden, aber hieraus keinerlei Konsequenzen für die Lehrer getroffen werden. Auch eine Verrentung/Pensionierung ist ja im entsprechenden Alter schon tendenziell kalkulierbar. Man könnte jetzt wirklich durch diese eh schon existenten Statistiken auf jeden Fall den Bedarf an Lehrkräften für die nächsten 9 Jahre pro Jahrgang ableiten. Ist ja kein Geheimnis bei einer Schulpflicht von 9 Jahren.
Wenn man jetzt noch auf die Idee gekommen wäre bei der Umstellung von Diplomstudiengängen auf Bachelor/Master-System, das ganze modular aufzubauen und die Gehälter auf ein gleiches Niveau gehoben hätte, wäre das Problem schon vor 5-10 Jahren gelöst worden.
Das Problem ist, so sieht es gerade in jedem Bereich unseres Staates aus. Und die verbliebenen auch im mittleren und niederen Dienst, werden dann durch sinkenden Nachwuchs und Pensionierung auch immer weniger und tatsächlich überlastet.
Ich sehe das so, dass unser Staat jetzt wirklich aufpassen muss, dass die Stimmung hier nicht kippt, sonst befinden wir uns wirklich bald im Bürgerkrieg. Denn wenn nichts mehr läuft, verstehen die Bürger auch nicht mehr, warum sie eigentlich zahlen sollen.
Es kommt ja dazu, dass sich Normalsterbliche eh kein Eigentum mehr leisten können und wenn dann die Lebenshaltungskosten für den gleichen Standard noch teurer werden, gibt es eine Grenze.
Wenn wenigstens alles drum herum besser wird, kann der ein oder andere das wenigstens noch verstehen, aber so sehe ich ein massives Problem auf uns zurollen.
Und dieses Problem besteht bei Staatsanwälten, Richtern, Lehrern, Steuerbeamten, Polizisten und so weiter. Bei Pflegern, Hebammen und Erziehern liegt es an der teuren Ausbildung und am niedrigen Verdienst.
Das sind doch alles Berufe, die unsere Republik am Leben halten. Da muss dringend etwas verändert werden, Deutschland braucht keine Energiewende, es bräuchte eine Renovierung des Staates.
**-Grüße
Moritz
PS: ich gendere hier nichts, das ist nichts persönliches. Nur so lange der Staat nicht funktioniert, sehe ich nicht ein, mich an so etwas unwichtiges zu halten. Blöd gesagt bauen wir die Toilette fürs 3. Geschlecht, während ein Bürgerkrieg auf uns zurollt... Denn wenn die Leute arbeitslos werden oder in die Illegalität abrutschen, weil es anders nicht machbar ist, wird das die Folge sein. Irgendwie muss jeder seinen Hintern ja retten.
300 SE W126 BJ 1988, bald mit 5,1L M117
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